Vor kurzem las ich das Buch "Die Kunst des stilvollen Verarmens" von Alexander von Schönburg. Eine Passage kam mir heute Abend wieder in den Sinn. Er meinte: "Spätestens wenn Journalisten Journalisten interviewen, sollten Sie stutzig werden" - oder so ähnlich. So geschehen heute Abend im DSF.
Die Herren Klaus Gronewald und Frank Buschmann unterhielten sich über - ja, über was eigentlich? Über den Beitrag, dass "aus München keine Angriffe mehr kommen". Aha. Ich erinnere mich vage an die Nachrichtenwert-Forschungs-Vorlesung in meinem Studium. Deklinieren wir mal durch, nehmen wir die klassischen Faktoren von Walter Lippmann (1922).
1. Nähe
Nähe impliziert ja sowas wie Zuneigung, Vertrauen oder gar Liebe. Scheidet also aus meiner Sicht bei einer Nachricht über den FCB gänzlich aus. Davon abgesehen liegen zwischen Bayern und dem Rest der Welt Lichtjahre - glaubt man den Herren aus der Münchener Vorstandsetage. Ergebnis: kein Nachrichtenfaktor
2. Prominenz
Das wird interessanter. Prominent sind die Bayern ja schon, irgendwie zumindest. Wobei: Lell, Ottl, Müller... So richtig prominent ist das ja auch nicht. Aber wollen wir nicht so sein. Ein Herz für das DSF! Ergebnis: Nachrichtenfaktor
3. Überraschung
Was ist daran überraschend, wenn die Bayern ausnahmsweise die Klappe halten? Liebe Leserinnen und Leser, der FCB spielt eine relativ katastrophale Saison. Da darf man schon mal etwas zurückrudern. Ergebnis: kein Nachrichtenfaktor
4. Konflikt
Es kommen keine Angriffe aus München. Ergebnis: kein Nachrichtenfaktor
Macht unter dem Strich 1:3 gegen die Nachricht. Also, liebe DSF-Redaktion: Wenn es nichts zu sagen gibt, ist schweigen doch tatsächlich Gold wert.
2 Kommentare:
Hehehe... Wenn es nach den Nachrichtenwertfaktoren ginge, dann müssten ungefähr zwei Drittel der Fußball-"Nachrichten" vom Chefredakteur gestrichen werden. Das Problem ist ja nur, dass wir Rezipienten uns tatsächlich auch noch den letzen Mist anschauen, sobald ein bewegter Ball durchs Bild rollt.
Toller Beitrag!
Ich weiß, ich weiß... Ich habe ja auch bis zum Ende durchgehalten. Es ist eben wie eine Sucht. Genießen wir die letzten beiden Spieltage, danach wird es schwer genug.
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