Sonntag, 26. August 2007

Wir werden sehen

Die Stunde der Wahrheit ist überstanden, die Favoriten haben gesiegt. In der Rückbetrachtung neigt man zu sagen "War ja klar" oder "Das war abzusehen". Wenn man aber genauer hinschaut, ist nicht alles Gold was glänzt (verschont mich mit dem Kommentar "das sind aber 3 Euro ...")!


Stuttgart - Duisburg 1:0
Die positive Erkenntnisse vorne weg, bevor ich losledere. Gomez ist zurück und hat mit seinem Treffer einen bemerkenswerten Einstand gefeiert und Raphael Schäfer überzeugt als ordentlicher Rückhalt. Die Leistung stufe ich als ordentlich ein, da Schäfer noch Schwächen in der Spieleröffnung zeigt. Es wirkt alles noch behäbigt und wenig innovativ. Moderne Torhüter schalten schneller und leiten mit schnellen präzisen Abwürfen Angriffe ein. Aber das kann sich noch entwickeln. Zwar hat Gomez mit dem Tor seine Unverzichtbarkeit unterstrichen, doch von einer harmonischen Vorstellung mit Marica kann keine Rede sein. Hilbert und Hitzlsperger boten eine äußerst verhaltene Partie, meine Einschätzung im Vorfeld, dass diese beiden den Unterschied machen werden, war völlig falsch. Zittersieg für den VFB, der zu keiner Beunruhigung veranlassen sollte. Die Saison ist jung und wir werden sehen.


Nürnberg - Bremen 0:1
Ein schlechtes Spiel auf beiden Seiten und wieder Fehlprognose meinerseits, ein 3:1 für die Franken war meine Einschätzung. Die Nürnberger müssen wachgerüttelt werden in dem Hans Meyer den Mittelklassekickern ordentlich den Kopf wäscht. Mit dem guten Abschneiden in der vergangenen Saison und dem DFB Pokal wähnt man sich in der Bundesligaspitze angekommen, was aber ein Trugschluss ist. Die sehr gute Abwehr ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Bei den Norddeutschen sieht es nur unwesentlich besser aus. Bezeichnend für die Situation der Bremer ist, dass ein blutjunger Österreicher den Siegtreffer markieren musste. Martin Harnik sein Name, er nutzte seine Chance und wird mit dieser Leistung weitere bekommen. Vom Rest aber war wenig zu sehen. Naldo, Diego, Mertesacker, Almeida - sie alle müssen einen Gang zu legen, um ansatzweise die große Zahl der Verletzten zu kompensieren. Hoffentlich legen sie damit schon am Mittwoch los, da geht es im CL Qualifikationsrückspiel gegen Zagreb.

Leverkusen - KSC 3:0
Ein überzeugender Sieg der Leverkusener. Wäre es 5:0 ausgegangen, hätten die Badenser sich auch nicht beklagen können. Lediglich Miller im Tor überzeugte bei den Gästen. Gyros Gekas markiert seinen ersten Saisontreffer, Schneider zeigte sich gut erholt nach dem Englandausflug und zog sehr überzeugend im Mittelfeld die Fäden. Oldie Schnix zeigt den Jungkollegen aus der Nationsmannschaft, wie man vom internationalen Parkett zum Bundesligaalltag umschält und einen überzeugenden Auftritt hinlegt. Ich hoffe, unsere Freunde Hilbert und Hitzlsperger bekommen eine Kopie des Spiels zugeschickt, da können sie noch was lernen. Und zu meiner Prognose im Vorfeld ... Skibbe was on fire! Dieser Elan und diese Euphorie bei seinen Interviews sind einfach spitze.

Dortmund - Cottbus 3:0
Die Serie meiner Fehlprognosen setzt sich fort. Dortmund zeigte sich keineswegs beeindruckt von der Kulisse, den Druck einen bevorstehenden kapitalen Fehlstarts haben sie gut gemeistert. Da freuen wir uns doch alle für Herrn Watzke, dass er seine Genugtuung in die Kameras der Republik kundtun kann. Er äußerst sich häufiger zu sportlichem Belangen als Zorc. Komisches Rollenverständnis. Mit diesem Sieg könnten sich die Dortmunder sogar problemlos hinreißen lassen, Ebi Smolarek gen Süden nach Spanien ziehen zu lassen. Klimowicz als zweifachen Torschütze, Petric mit Zug zum Tor und ein in den Startlöchern stehender Frei lassen dieses Gedankenspiel durchaus zu. Man wird sehen, wohin die Reise der Schwarz-gelben geht - die von Cottbus geht jedenfalls eindeutig nach unten.

Bochum - HSV 2:1
Bochum vor Dortmund und Schalke, das hat es glaub ich seit Neururer nicht mehr gegeben. Der Unterschied zu damals ist aber, dass wir diesmals keine mehrseitigen Reportagen in der Bild zu Harley-Ausritten zu befürchten haben, sondern Schweizer Akribie. Anstatt Megaphon gibt es überzeugende Leistungen auf und neben dem Platz. Die Bochumer wehren sich, beißen und kratzen. Genau das ist die richtige Einstellung für eine Mannschaft, die im Oberhaus bleiben will, aber nominell schlechter besetzt ist als der Großteil der Liga. Doch wie war das nochmals mit Aachen, die zeitweilig als Aufsteiger überzeugende Auftritte ablieferten? Bei Hamburg muss erst wieder Normalität einkehren nach der Hängepartie um Van der Vaart.

Bielefeld - Hertha 2:0
Wer hätte es gedacht! Die Arminien als Bayernverfolger Nummer eins! Diese Momentaufnahme müssen die Ostwestfalen genießen, denn von langer Dauer wird diese Position nicht halten zu sein. Mit Verlaub, da fehlt einfach die Klasse des Kaders. Bei den Herthaner wäre zu erwarten gewesen, dass sie nach dem Sieg gegen den VFB zusätzliche Kräfte entwickeln und Fuß fassen werden. Das war aber nach dem Ausfall von Friedrich und Pantelic nicht möglich. Berlin steckt weiter im Umbruch. Mal sehen ob der Schweizer wie sein Kollege Koller zunächst mal Lehrgeld einstecken muss.

Frankfurt - Rostock 1:0
Ganz trauriger Einstand der Ostseekicker nach 3. Spieltagen in der belle Étage. Den Rostockern fehlt die Klasse, zu recht stehen sie punktlos am Tabellenende. Ganz anders die Frankfurter. Völlig überraschend mischen sie bisher ungeschlagen vorne mit. Überraschend ist das Ganze, da die Hessen eine ganze üble Vorbereitung hatten. Viele Verletzte ließen ganz Schlimmes erwarten, doch Funkel behielt einen kühlen Kopf. So wie wir die Frankfurter Fans kennen, birgt diese Situation aber Gefahren. Der Erfolg mag die Sinne vernebeln und überzogene Erwartungen heraufbeschwören.

Wolfsburg - Schalke 1:1
Das war ein richtiger Fight, bei dem die dezimierten Wolfsburger als gefühlte Sieger vom Platz gingen. Durch einen herrlichen Freistoßtreffer von Krzynowek (immer wieder eine sprachliche Herausforderung, diese fünf Konsonanten) in der ersten Hälfte gingen die grün-weißen mit 1:0 in Front. Ein paar Minuten nach Wiederanpfiff musste Josué gelbverwarnt vom Platz - eine diskussionswürdige Entscheidung. In Überzahl machten die Schalker mächtig Druck. Rakitic, Kuranyi und der immer wieder aufgerückte Bordon hatten ihre Chancen, scheiterten aber am hervorragenden Simon Jentzsch. Beinahe wären die Knappen in Überzahl mit 2:0 in Rückstand geraten, Marcelinho vergab aber kläglich und traf die Murmel nicht aus kurzer Distanz. Eine interessante Partie in der die Schalker die Chance verpassten, als offizieller Bayernjäger in den nächsten Spieltag zu gehen.

Bayern - Hannover 3:0
Barcelonaverlierer gegen Real Madridbezwinger. Ex-Nationaltorwart gegen potenziellen Lehmannnachfolger. Bierlaune gegen renommierten Messestandort. Am Ende gewannen die Bayern überzeugend. Kopfschüttelnd musste ich aber verfolgen wie die Bayernbank wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen wild gestikulierend aufsprang, als ihr Baby Ribery mit internationaler Härte bearbeitet wurde. Sollen die Abwehrspieler voller Erfurcht einen Knicks machen, wenn nach zwei Übersteigern der Franzose an einem vorbeizieht? Vor eins, zwei Jahren beklagte man sich, dass die Schiedsrichter zu kleinlich pfeifen würden und das den ganzen Spielfluss stören würde. Nun fordert man, dass die Schiedsrichter die Spieler schützen sollen. Letztes Jahr musste Diego gehörig einstecken, diesmal ist Ribery dran. Wenn er gut ist, steckt er das weg.

1 Kommentar:

wieselwelten hat gesagt…

Angesichts der vorzüglichen Ausführungen scheinen mir die Vorurteile, der gemeine Schwabe wäre nicht fähig gewichtige Worte zu finden, aus der Luft gegriffen. In diesem Fall ein klares Handspiel,
sauber Herr Brustring,
treuer Leser Wiesel